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Alumni-Karrierewege: Porträtreihe

Jörg Johann Schmitz

Fächer: Soziologie, Pädagogik, Völkerkunde | Heute: Geschäftsführer Kölner Studierendenwerk

Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?

  • Das Thema „Heimat“: Ich bin hier geboren und verbinde sowohl meine persönliche Geschichte als auch meine Zukunftspläne mit Köln.
  • Meine Arbeit: Ich fahre jeden Werktag nach Köln.
  • Der Begriff „Kölsch“: Hier denke ich nicht nur an das Getränk, sondern an die kölsche Lebensart an sich. Die Leitlinien unseres Führungskräfteprogramms tragen auch den Oberbegriff „KÖLSCH“.

Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?

Nach meinem Studium der Sozialarbeit an der KatHO bin ich für Wirtschaftspädagogik erst einmal nach Frankfurt gegangen. Der Liebe wegen bin ich zurück nach Köln gezogen und dann stellte sich die Frage, wie ich mein Studium aus Frankfurt bestmöglich weiterführen kann. Mir kam etwas Sozialwissenschaftliches in den Sinn, weshalb ich Soziologie in Köln startete und Völkerkunde und Pädagogik für meinen Magister dazu nahm. In Pädagogik – damals noch an der Philosophischen Fakultät – konnte ich mir einiges anrechnen lassen. So entstand meine individuelle Lösung. Soziologie war eine klasse Ergänzung und Fortführung meiner pädagogischen Grundausbildung als Sozialarbeiter. Völkerkunde war unfassbar spannend und neu für mich. Aus wissenschaftlicher Perspektive anderen Ethnien zu begegnen, hat mir auch für meine heutige Berufspraxis viel gebracht. Über die Jahre habe ich vor allem die Vielfalt aller Fächer genossen.

Welche Stärken nehmen Sie aus Ihrem Studium an der Philosophischen Fakultät mit?

Mein Studium hat mich darin gestärkt, vermeintlich unverbundene Dinge miteinander zu verbinden. Außerdem sind Demut, sich an Unbekanntes zu wagen, und auch Freude entstanden, an Ungereimtheiten analytisch heranzugehen, ohne alles immer direkt bewerten zu müssen. Gerade bei meinem Wechsel vom Deutschen Roten Kreuz zur Kaiserwerther Diakonie hat mir das enorm geholfen. Ich sah mich plötzlich komplett neuer Strukturen gegenübergestellt – jede Organisation hat ihre Besonderheiten, die man erst einmal verstehen lernen muss. Mein Fächerkanon aus meinem Magister-Studium war insbesondere bei meinem Umgang mit unterschiedlichen Strukturen und Unternehmenskulturen sehr hilfreich. Mal davon abgesehen habe ich auch meine persönliche Organisationskompetenz und Effizient gestärkt: Die Lehrveranstaltungen meiner drei Fächer an der Uni waren nicht synchronisiert – das war Herausforderung Nummer eins. Dann musste ich die Lehrveranstaltungen auch noch mit meinem Job synchronisieren. 

Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?

Ja, da im Nachhinein mein Plan aufgegangen ist – mal von Neujustierungen und Rückschlägen abgesehen. Aber vieles hat unterm Strich geklappt. Verantwortlich mache ich dafür überraschende Zufälle und meine eigenständige Suche nach den Verbindungen meiner Interessen und Fächer. Glück spielte bei meinem Werdegang aber auch eine Rolle. Man kann zwar nicht alles planen, aber ich habe gelernt, mich ab und zu neu zu definieren und so hat sich alles gefügt. 

Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätereBerufsentscheidungen geholfen haben?

Bei dieser Frage fällt mir die Rückmeldung meines Professors in Bezug auf meine Magisterarbeit ein: Noten seien nicht wichtig, sondern ich solle das mitnehmen, was ich gelernt habe. Er sei sicher, ich würde meinen Weg gehen. Es tat gut, so ein persönliches Feedback von einem renommierten Professor zu erhalten.

Was würden Sie heute als Student anders machen?

Ich würde alles etwas gelassener angehen. Damals habe ich mich selbst sehr angetrieben. Ich hätte auch nur zehn bis 15 Stunden pro Woche arbeiten können und wäre nicht verhungert. Stattdessen habe ich eine Hetze entstehen lassen, die ich mir selbst auferlegt habe, obwohl ich das Studi-Leben und die Stadt sehr gemocht habe. 

Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude?

Es gab bisher keinen einzigen Tag, an dem ich mich thematisch gelangweilt habe. Mir gefällt vor allem die Vielfalt – das fällt bereits auf, wenn ich mir meine Telefon- und Maillisten anschaue. Ich springe täglich vom Thema studentisches Wohnen hin zu Beratung oder Hochschulgastronomie, Studienfinanzierung oder zur Organisation an sich. Ich freue mich sehr, dass ich mich im Kontext von Studierenden engagieren darf. Sie befinden sich in einer spannenden Lebensphase: Die Zukunft liegt ihnen zu Füßen. Das ist eine ganz andere Zielgruppenthematik als bei meinen Jobs davor.

Welche Aufgaben haben Sie dort?

Geschäftsführer gelten per se als Generalisten, die der Expertise der Abteilungsleiter*innen in ihrer Business Unit vertrauen müssen. Mir obliegt die Gesamtunternehmenssteuerung. Ich bin das verbindende Element, das immer wieder den Kontext Hochschule ins Bewusstsein holt. Zugleich agiere ich als Kommunikator zwischen den Stakeholdern wie Studierendenschaften, Hochschulleitungen und Stadtgesellschaft. Insgesamt sind wir verantwortlich für sieben Hochschulen in Köln. 

Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?

  • Sich nicht verrückt machen lassen vom Studienstress. Es haben schon so viele andere geschafft. Wenn Plan A nicht geht, dann existieren auch noch Plan B und C.
  • Man sollte das soziale Element des Studiums ausschöpfen und rausgehen, um Menschen zu begegnen. 
  • Über den Tellerrand des eigenen Fachs hinaus gucken.