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Alumni-Karrierewege: Porträtreihe

Christiane Ruff

Fächer: Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik (später Philosophie und Völkerkunde), Kunstgeschichte | Heute: Geschäftsführerin von ITV Studios Germany 

Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?

Das Stadt- und Menschenbild hat sich in Köln stark verändert. Die Stadt, die ich immer sehr geliebt habe, war noch vor 30/20/10 Jahren sehr originell, offen, bunt und kreativ. Die Kunstszene hat sich schwerpunktmäßig nach Berlin verschoben. Kleine individuelle Läden auf der Ehrenstraße sind großen Ketten gewichen. Köln heute ist zu begeistert von sich selbst, oftmals zu dreckig. Der Leerstand in den Geschäften der Innenstadt wird immer größer, zunehmend fallen die Menschen hier in der Gesellschaft durch das soziale Netz. Gerade um den Neumarkt herum sind sehr viele Drogen- und Alkohlabhängige.

Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?

Theater, Film und Fernsehwissenschaft konnte man damals in Berlin, Nürnberg-Erlangen, Hamburg und Köln studieren. In den Süden wollte ich auf keinen Fall, Hamburg war mir irgendwie zu kühl und zu weit weg, in Berlin sah ich die Gefahr, eher unter die Räder zu kommen. Für mich, aus dem Ruhrgebiet kommend, war die Entfernung zu Köln noch ok, meine zwei besten Freunde aus Bochum wollten auch nach Köln und so fiel die Entscheidung leicht. 

Was sind Ihre Stärken als Geistes- und Kulturwissenschaftlerin?

Eher interessant finde ich meine Stärken als Mensch. Ich habe aus Neigung und Interesse angefangen zu studieren, aber keinen Abschluss gemacht. Ich habe gemerkt, dass ich eher für das Praktische bin. So habe ich mir zahlreiche Praktika besorgt, die mich weitergebracht haben. Da konnte ich mein „Machergen“ eher ausleben als an der Uni.

Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?

Nein. Ich mache mir wenig daraus, immer alles im Voraus zu planen. Eine Fünf-Jahres-Planung ist für mich Fiction & Fantasy, auch wenn man das in einem großen Unternehmen natürlich muss. Bei mir zählte vor allem: Wen habe ich wann kennengelernt und was ist dann passiert. Ich gehe mit offenem Blick und mit meinem persönlichen Flow durch das Leben. Wenn ich merke, ich mag etwas nicht, fällt es raus und ich schaue neu. So entwickeln sich die Dinge. 

Ein Beispiel: Als ich 1987 für RTL angefragt wurde, hatte ich selbst nicht mal einen Fernseher und trotzdem entwickelte es sich so, dass ich beim ersten Sendetag von RTL, am 01.01.1988, auch meinen ersten Arbeitstag bei RTL – damals RTLplus – hatte. So war ich beim Fernsehen, zwischendurch habe ich Kino gemacht und nun bin ich seit einigen Jahren wieder beim Fernsehen.

Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätere Berufsentscheidungen geholfen haben?

Ich habe insgesamt tolle Leute bei meinen Kommilitonen kennengelernt. Ansonsten ist ein Oberseminar bei mir hängen geblieben, was eine Art Gastseminar zum Thema Hollywood Musical war. Das hat mein Interesse geweckt. Den Gastdozenten habe ich in New York auch noch ein, zwei Mal getroffen und mich mit ihm ausgetauscht. 

Was würden Sie heute als Studentin anders machen?

Ich würde direkt nach dem Abitur erst einmal Work & Travel machen, was damals eher als Spinnerei angesehen wurde. Und dann würde ich sofort arbeiten und nicht studieren. Trotzdem blicke ich auf das Studium nicht negativ, da mir dadurch natürlich Freiheiten geboten wurden, die ich im Arbeitsleben nicht habe. Außerdem kann ich rückblickend sagen, dass ich Uni zumindest für zwei bis drei Jahre erlebt habe und mir klar geworden ist, dass ich praktisch veranlagt bin und meine Interessen woanders liegen. 

Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude?

Die Abwechslung macht wirklich Spaß. Außerdem arbeite ich wahnsinnig gerne mit Leuten zusammen. Ich brauche immer meine „Spielkameraden“, wie ich die Mitarbeiter bei ITV auch gerne nenne.

Welche Aufgaben haben Sie dort?

Als Geschäftsführerin muss ich eine Firma mit 220 Leuten am Laufen halten. Neben den klassischen Führungsaufgaben bin ich auf Messen, treffe Sender, bin an der Entwicklung und am Verkauf von Programmen beteiligt, bin viel international unterwegs. Natürlich nehme ich auch an Meetings für die Budget- und Personalabteilung teil. So kommt absolut keine Langeweile auf. Das Schöne ist, dass ich die Freiheit habe, die Dinge, die mir keinen Spaß machen, an sehr qualifizierte und tolle Kolleg*innen abgeben zu können. Und die machen es dann auch definitiv besser!

Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?

Wenn du dich für ein Studium entscheidest, dann 

  1. weil du entweder Bock auf die Fächer und Themen hast.
  2. oder weil du zu 100 Prozent weißt, was du damit machen willst oder welche Türen dir der Studienabschluss öffnen kann.
  3. Wenn du nicht weißt, warum du studierst und was dich interessiert, dann nimm‘ dir ein Orientierungsjahr.