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Alumni-Karrierewege: Porträtreihe

Gesche Gaudszuhn

Fächer: Deutsch, Englisch, Erziehungswissenschaft, Philosophie | Heute: Beraterin und Trainerin bei der Agentur für Freundlichkeit

Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?

Ich bin leidenschaftliche Kölnerin und empfinde Köln als kulturelle, offene, lebendige und fröhliche Stadt, weshalb ich gerne zurückgekommen bin. Daher folgende drei Dinge:

  • Offenheit der Menschen
  • Lebensfreude
  • Kulturelle Vielfalt

Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?

Der Standort Köln war mein Erstwunsch, da ich hierbleiben wollte. Ich habe es sehr genossen, an einer sehr großen Universität zu sein. Für mich hat es sich befreiend angefühlt, aus der Enge der Schule herauszukommen und inmitten von 400 Erstsemestern in einer Anglistik-Vorlesung zu sitzen. Der Hörsaal hat für mich die Welt symbolisiert. Ich hätte jeden Tag neue Leute kennenlernen können.

Spannend für mich war auch, dass Germanistik und Anglistik riesig waren, Philosophie eher klein – in Philosophie habe ich teilweise mit zwölf Personen im Seminar gesessen.

Für die Fächer habe ich mich entschieden, da ich sie schon in der Schule geliebt habe: Deutsch und Englisch waren meine Leistungskurse und zur Philosophie bin ich durch meine Lehrerin gekommen. Seit der Oberstufe war ich total entflammt. Erst dachte ich, Philosophie studiere ich dann mal im Seniorenstudium; heute bin ich froh, dass ich die direkte Wahl als Erweiterungsprüfung getroffen habe.

Ich habe genau das studiert, was ich gerne mochte und würde es wieder so machen.

Was sind Ihre Stärken als Geistes- und Kulturwissenschaftlerin?

Ich greife oft auf Meta-Kompetenzen zurück, wie zum Beispiel:

  • Kommunikation als Tool einsetzen, zum Beispiel durch Fragen
  • Informationen verschiedener Art sammeln, in einen Rahmen einordnen und bewerten
  • die Bedeutung von Sprache reflektieren und einsetzen
  • anderen bei der Selbstreflexion behilflich sein und Erkenntniswege begleiten
  • menschliches Verhalten und Wirklichkeitskonstruktion einordnen und deuten

Geisteswissenschaftler*innen kennen sich mit Menschen, die sich in verschiedenen Kulturen bewegen, gut aus und bringen viel Offenheit und Interesse an der Gesellschaft mit.

Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?

Gar nicht. Ich habe erst mal sicher auf Lehramt studiert und hätte auch gedacht, dass ich Lehrerin werde. Ich hätte auch Journalistin werden können, wusste aber, dass es schwierig würde, so zu verdienen, dass ich meine Miete bezahlen kann. Den Lehrer*innenjob hätte ich nicht ausgeschlossen, habe aber gemerkt, dass ich noch einen Tick mehr mit Erwachsenen als mit Jugendlichen arbeiten wollte.  

Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätere Berufsentscheidungen geholfen haben?

Damals im studentischen Nebenjob meine Chefin, die Leiterin der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching. Dort habe ich gesehen und gemerkt, dass Menschen mit ganz unterschiedlichen beruflichen Hintergründen in der Beratung tätig sind. Der Nebenjob hat mir sehr geholfen, meine Perspektiven zu erweitern.

Außerdem hat mich mein Cousin inspiriert, der mich gepusht hat, ein Praktikum bei der Deutschen Bank zu machen. Ich wollte die Arbeit in der Wirtschaft damals für mich ausschließen und einfach bei einem Vorstellungsgespräch erfahren, ob die mich überhaupt als „Fachfremde“ für ein Praktikum annehmen würden. Danach wollte ich dann nicht mehr ins Referendariat gehen, weil es mir so viel Spaß gemacht hat, dort zu arbeiten. Das Schöne am Leben ist, wie ich jetzt sagen kann, dass viel Spannendes passiert, wenn man sich auf unvorhergesehene Dinge einlässt.

Was würden Sie als Studentin anders machen?

Im Studium gar nichts. Ich bin froh, dass ich mich getraut habe, das Praktikum zu machen, ich bin froh, dass ich nach Dublin gegangen bin und sehr dankbar, vom DAAD das Stipendium bekommen zu haben. Ich würde wieder in Köln wieder genau diese Fächer studieren. Ich bin meinen Interessen und Leidenschaften aus der Schule gefolgt und gut damit gefahren.

Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude? 

Die Kommunikation mit und die Beratung von Menschen in ihrem eigenen System. Ich erarbeite mit ihnen gemeinsam Handlungswege und biete einen Austausch zur Reflexion an.

Außerdem macht mir Freude, dass ich in meiner professionellen Rolle hoffentlich dazu beitragen kann, Kommunikation und Zusammenarbeit in Organisationen zu verbessern. Oft kommt im Alltag zu kurz, dass sich Führungskräfte Zeit für die Menschen nehmen, sie sehen und ihren Beitrag anerkennen.

Welche Aufgaben haben Sie in Ihrem aktuellen Job?

Im Moment sind meine Hauptaufgaben Training von Gruppen, Prozess- und Fachberatung von Teams und Individuen sowie Moderation von Veranstaltungen.

Dann übernehme ich noch die Vor- und Nachbereitung von Veranstaltungen, die konzeptionelle Arbeit, die Dokumentation und Ergebnissicherung der Arbeit.

Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?

  • Frag dich, was dich wirklich interessiert. Denn du musst dafür jeden Tag acht bis zehn Stunden aufwenden. Man ist am besten im Job aufgehoben, wenn man das macht, was Spaß macht.

  • Schau während des Studiums nach rechts und links und mach ein Praktikum – nicht, weil es im Lebenslauf stehen muss, sondern, um zu schauen, was es noch so gibt. Wenn du es noch nicht gemacht hast, weißt du gar nicht, dass vielleicht genau dort dein Interesse liegen kann.

  • Gerade, weil es mir so viel geholfen hat: Ich würde allen raten, offen und mutig zu sein. Fragt andere, was sie machen, wie sie dort gelandet/hingekommen sind, wie sie eingestellt wurden etc.