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Alumni-Karrierewege: Porträtreihe

Noah Anderson

Fach: Philosophie und Musikwissenschaft | Heute: Kulturmanager, (Programm-)Kurator und Creative Concepter (Freiberuflich)

Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?

  • Offenherzigkeit
  • Möglichkeitsreichtum
  • Vertrautheit

Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?

Ich habe das Gefühl, dass die Uni Köln fächerübergreifend arbeitet und einen hohen Anteil an Studium Integrale und Ergänzenden Studien bietet. Damit konnte ich Veranstaltungen unabhängig von meinem gewählten Fach anderweitig belegen. Das ist natürlich äußerst praktisch, weil ich in ganz viele andere Fächer und Disziplinen hineinschauen und überlegen konnte, in welche Richtung ich gehen kann, welche Impulse ich auch aus anderen Disziplinen erhalte und was mich besonders interessiert. Ich hatte beispielsweise in Istanbul einen Kurs zu Fashion Styling, den ich mir im Studium Integrale anrechnen lassen konnte. Dann gab es Sprachkurse, die man belegen konnte und viele weitere hilfreiche Angebote.

Mit Bezug zu meinen Fächern kann ich sagen, dass ich schon seit meiner Kindheit Musik gemacht habe und irgendwann war der Zug abgefahren, Musik professionell zu studieren. Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich mich sowieso vor allem für soziologische und philosophische Fragen in der Musik interessiert habe – so gelangte ich zur Musikwissenschaft. Philosophie habe ich gewählt, da meine präferierte Fächerkombination nicht bedacht wurde. Am Ende konnte ich die kognitive Musikwissenschaft mit ethischer Philosophie in meiner Bachelorarbeit über das Cochlea-Implantat verbinden.

Was sind Ihre Stärken als Geistes- und Kulturwissenschaftler?

  • Analytisch zu denken
  • Interdisziplinäre Zusammenhänge herzustellen
  • Disziplinübergreifende Synergien zu schaffen
  • Zwischenmenschlich und in Bezug auf den Arbeitskontext eine gewisse Haltung zu bewahren: offenes Weltbild
  • Texte zu schreiben
  • Zu recherchieren
  • Kritisch zu hinterfragen
  • Kohärente Argumentationsstrukturen herzustellen

Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?

Nein, in diesem Sinne nicht. Ich habe auf jeder meiner Stationen neue Dinge für mich persönlich, akademisch sowie professionell herausgestellt und somit haben sich neue Interessensgebiete eröffnet. Am Anfang meines Studiums hätte ich nicht gedacht, primär im Kulturbereich zu arbeiten, sondern hätte mich in der Musikwirtschaft verortet. In New York habe ich festgestellt, dass sich die Vielzahl an Künsten ergänzen und sich gegenseitig bereichern und nähren und nicht voneinander trennbar sind und die Diskurse ganzheitlich zusammenhängen. Auf dieser Basis ist auch meine Entscheidung für den Master gefallen. So wie in London hätte ich in Deutschland nicht Kulturmanagement studieren können, da mehrheitlich Masterstudiengänge – in Anbetracht der vorher zu leistenden CP im Bachelor - auf diesem aufbauen, im Vereinigten Königreich ist es flexibler. Dementsprechend bin ich für den Master ins Ausland gegangen.

Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätere Berufsentscheidungen geholfen haben?

Im ersten Semester beispielsweise ist mir nachhaltig das sehr praktisch-orientierte Bob Dylan Seminar bei Herrn Michaelsen in der Musikwissenschaft in Erinnerung geblieben, bei dem wir für 4 CP ein Bob Dylan Cover in einer Studiengruppe aufnehmen sollten und es bei einem Abschlusskonzert vortragen konnten. Das war sehr praktisch veranlagt und bereitete viel Freude.

Außerdem fällt mir Prof. Dr. Marcus Erbe mit seinen sehr innovativen Seminarkonzepten ein. Beispielsweise haben wir die Genderkonstrukte und -zuschreibungen im Metal beleuchtet. Die Seminarthemen haben hervorragend mit den Interessen der Studierenden korrespondiert.

Dr. Rie Asano aus der Musikwissenschaft hat maßgeblich mein Interesse für die kognitive Musikwissenschaft geprägt, weshalb ich in diesem Themenfeld dann auch meine Bachelorarbeit geschrieben habe.

Brit Sperber vom International Office hat mich beispielsweise enorm unterstützt, als es um mein US-Visum, ein englischsprachiges Transcript oder Dokumente für Istanbul ging.

Es war ein schönes Gefühl, dass Personen, die auf ihrem Karriereweg schon erfahrerner sind, an einen geglaubt und einem Mut gemacht haben, die eigenen Thematiken und Wege zu verfolgen.

Was würden Sie heute als Student anders machen?

Ich würde versuchen, die Themenfelder, die mich zu der Zeit außerhalb meiner Studienfächer ebenso interessiert haben, viel stärker in meine Seminarinhalte einfließen zu lassen und mutiger zu sein, Verknüpfungen herzustellen, die vorerst konträr erscheinen. Manchmal sehen wir Disziplinen getrennt voneinander und uns fehlt die Vorstellungskraft, Brücken zu schlagen und Synergien zwischen Disziplinen zu schaffen. Gegen Ende meines Studiums habe ich in einem Ästhetikseminar über die Philosophie der Mode geschrieben – am Anfang meines Studiums hätte ich wohl eher versucht die von mir vermuteten thematischen Erwartungen meiner Dozierenden zufriedenzustellen.

Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude? 

Besonders viel Freude macht es mir, mit einer Vielzahl von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen, Initiativen und Organisationen zusammen zu arbeiten. Es tauchen immer wieder Disziplinen oder Berührungspunkte aus meiner Zeit an der Philosophischen Fakultät auf, die Einzug in mein jetziges Arbeitsleben erhalten. Ich hätte es beispielsweise nie für möglich gehalten, dass ich mal etwas mit Literatur mache und nun habe ich 2022 das Kultur- und Literaturfestival Afrolution koordiniert und beispielsweise mit dem Fischer Verlag zusammengearbeitet oder die queere Lyrik-Anthologie „Parabolis Virtualis“ in 2023 herausgegeben. Zudem macht mir das internationale Wirkungsfeld besonders viel Freude. Ich reiste 2021 - ausgerichtet vom Goethe-Institut - als Workshopgeber zum German-British-Democracy-Forum nach London, leitete einen Breakout-Room beim „Black Men in Education Convening“ in Philadelphia und reiste 2023 als DAICOR-Fellow in die USA, um mich gemeinsam mit anderen Expert*innen über die aktuellen Diskurse um Erinnerungskultur auszutauschen. 

Dass ich an der Schnittstelle von gesellschaftlicher und politischer Entwicklung verortet bin, macht meine Arbeit besonders spannend.

Welche Aufgaben haben Sie dort?

  • Koordination
  • Mitarbeit/Kuration
  • Netzwerkpflege
  • Anbahnung von möglichen Kooperationen

Die Schwerpunkte wechseln von Job zu Job sehr stark.

Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?

  1. Findet Communitys & Interessenfelder, die euch auch abseits des Studiums interessieren und versucht diese, in eurem Studium einzubeziehen. Schafft damit Synergien und verknüpft Gedanken!
  2. Sammelt Arbeitserfahrung und geht zu Studienzwecken ins Ausland. Ich bin beispielsweise direkt als Projektmanager tätig geworden und konnte somit Zwischenstufen wie Assistenzstellen überspringen, weil ich neben dem Studium so viel Arbeitserfahrung gesammelt habe. Damit hat sich das längere Studieren rückblickend auf jeden Fall ausgezahlt.
  3. Zieht schon im Studium Grenzen und achtet auf euer eigenes Wohlbefinden!