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Alumni-Karrierewege: Porträtreihe

Susanne Bonenkamp

Fächer: Theater, Film & Fernsehwissenschaft, Pädagogik, Philosophie | Heute: im Ruhestand / vorher 29 Jahre lang Kulturreferentin

Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?

  • Aus dem überschaubaren Münster kommend, wirkte für mich Köln sehr groß, endlich eine Großstadt
  • Köln als Nabel der Moderne (Musik – WDR Studio für elektronische Musik, Museen wie beispielsweise Museum Ludwig, der Kölner Kunstmarkt – heute Art Cologne, Programmkinos und Cinemathek)
  • Eine völlig neue Welt; lauter Bereiche zum Entdecken, die ich damals nicht kannte 

Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?

Bei uns in Münster hieß es eigentlich immer: Wer in Münster geboren ist, studiert auch in Münster und wird dort auf dem Zentralfriedhof landen. Das ist zwar überspitzt, trifft es aber irgendwie. Theaterwissenschaft konnte man damals nur in Berlin, München und Köln studieren. Ich habe meinen Dickschädel durchgesetzt und bin nach Köln gegangen. Das war der Kompromiss; Berlin war zu links, München zu weit. Für mich war es toll, mir in einer großen Stadt alles selbst aufbauen zu können.

Zu den Anfängen kann ich auch eine kleine Anekdote erzählen: Als ich in der Universitätsbuchhandlung in Münster nach dem Vorlesungsverzeichnis in Köln fragte, bin ich mit großen Augen und irritiertem Blick angeschaut worden. So etwas gab es in Münster nicht. Erst als ich den Studienplatz in Köln hatte, konnte ich mich mit vergünstigtem Bahnticket nach Köln aufmachen und mir das VLVZ vor Ort besorgen. Ich erinnere mich noch, dass ich erst der offiziellen Adresse des Instituts gefolgt und nach Schloss Wahn gefahren bin, wo man mir dann freundlich mitteilte, ich müsste auf die Zülpicher Straße. Dann ging die Zeit in Köln für mich los.

Was sind Ihre Stärken als Geistes- und Kulturwissenschaftlerin?

Ein zentraler Punkt ist die Fähigkeit, Unsinn von Sinn zu unterscheiden, aber vor allem sich in andere Aufgabenbereiche einarbeiten zu können. Ich bin notorisch wissbegierig und wie ein Schwamm und denke, dass es gerade diese Grundhaltung ist, die man entwickelt und die einem dazu verhilft, sich in fremde Themengebiete einzulesen. Durch die Nebenfächer habe ich außerdem unterschiedliche Perspektiven kennengelernt. 

Schon öfter bin ich gefragt worden, ob ich Kunstgeschichte studiert hätte. Meine Antwort ist ganz klar: Nein – aber ich interessiere mich sehr dafür und mache mich dann eben schlau und setze mich mit dem Thema intensiv auseinander. Indem man ein gutes Verständnis für andere Perspektiven und Dinge entwickelt, erhält man auch die zusätzliche Qualifikation, mit Gesprächspartner*innen auf Augenhöhe zu kommunizieren. Das erachte ich als sehr wichtig. 

Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?

Dass man nicht weiß, wo es hingehen soll, ist ein ganz normaler Zustand. 

Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätere Berufsentscheidungen geholfen haben?

Nein – aber ich habe im Beruf immer wieder neue Persönlichkeiten kennengelernt, die eine bestimmte Form von Haltung gezeigt haben. Das bleibt hängen. 

Was würden Sie heute als Studentin anders machen?

Das ist schwierig zu sagen, weil sich die Studienwelt total verändert hat. Wichtig ist, sich aufzumachen und offen zu bleiben. Diese Offenheit habe ich gerade durch meine Nebenfächer und das Kennenlernen von anderen Studierenden anderer Fächerkombinationen und Fakultäten erfahren. 

Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude?

Erst einmal muss ich sagen, dass ich nie gedacht hätte, so lange diesen einen Job zu machen. Aber ich habe ihn immer gerne gemacht. Nachdem ich im Theater gearbeitet hatte, wollte ich mich umorientieren und bin in der öffentlichen Kulturverwaltung gelandet. Schnell ist mir klargeworden, dass wir nicht verwalten, sondern gestalten! Besonders viel Freude macht mir eben genau dieses Gestalten. Während die Headline zwar immer gleich war, haben sich Inhalte und Form konstant weiterentwickelt. Nur die Hälfte meiner Zeit war ich im Büro, die andere bin ich unterwegs gewesen und habe neue Leute/Kooperationspartner*innen gesucht und entdeckt. 

Welche Aufgaben haben Sie dort?

Auch hier kann ich wieder das „Gestalten“ nennen. Zu meinen Aufgaben gehörten unter anderem die Organisation von (Kultur-)Veranstaltungen, der Netzwerkaufbau mit Kooperationspartner*innen, das Schaffen von Kulturräumen, indem ich Formate in Kommunikationsformen bringe, die für Dritte interessant sind. In diesem Zusammenhang habe ich mich u.a. auch mit Denkmalpflege und Denkmalschutz befasst.

Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?

  • Smartphone aus und Knöpfe aus dem Ohr: Macht euch auf – die Themen liegen auf der Straße. 
  • Eine offene Grundhaltung entwickeln.
  • Sich nicht unterkriegen lassen. Wenn etwas nicht klappt, muss neu navigiert und ein alternativer Pfad gefunden werden. Das Ziel sollte dabei natürlich im Auge behalten werden, wobei mittel- und langfristiges Denken essenziell sind.