Alumni-Karrierewege: Porträtreihe
Dr. Wiebke Henning
Fächer: Philosophie, Musikwissenschaft und Englische Philologie | Heute: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Museum München
Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?
- Karneval, Kölsch und Klüngel
Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?
Ich komme aus einem norddeutschen Dorf und wollte unbedingt einen anderen Teil Deutschlands kennenlernen. Ursprünglich habe ich Musikwissenschaft im Hauptfach studiert und das gibt es nicht an so vielen Unis – ich hatte mich noch in Mainz und Augsburg beworben und wurde überall angenommen. Da bin ich dann sehr pragmatisch vorgegangen: Süddeutschland war mich dann doch zu merkwürdig (ich bin mir der Ironie bewusst, dass ich jetzt in München lebe) und ich wusste nicht so recht, was ich von Mainz halten sollte. Ich wollte einfach nach Köln, ohne es je gesehen zu haben. Instinkt. Ganz gewiss keine karrierestrategische Entscheidung. Wobei auch bei solchen Überlegungen Köln sicher gewonnen hätte.
Was sind Ihre Stärken als Geistes- und Kulturwissenschaftlerin?
Das breit angelegte Wissen, das merke ich immer wieder. Ich kann vieles übertragen. Obwohl ich weder Naturwissenschaften noch Geschichte studiert habe, arbeite ich mittlerweile an einem Technik- und Naturwissenschaftsmuseum. Der Quereinstieg war möglich über die Philosophie, aber mir helfen auch meine Kenntnisse aus den Musikwissenschaften sehr (besonders Akustik und die Grundkenntnisse in Ethnologie). Dazu kommt natürlich grundsätzlich die Kenntnis von wissenschaftlichem Arbeiten.
Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?
Nein. Vor meinem Studium dachte ich, ich würde irgendwo im musikkulturellen Bereich landen. Ich hatte in der Schule keine guten Noten in Naturwissenschaften (trotz ehrlichem Interesse!). Während meines Studiums und meiner Promotion hat sich der Schwerpunkt dann verlagert. Der erste Schritt war, dass ich Musikwissenschaften zum Nebenfach und Philosophie zum Hauptfach getauscht habe. Mir war schon vor dem Studium klar, dass mir die Philosophie wichtiger ist als die Musikwissenschaft, aber ich dachte, mit MuWi hat man später mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wie viele konnte ich mir nicht so recht vorstellen, was man mit Philosophie anfangen kann. So darf man aber nicht denken, das ist mir dann klar geworden. Philosophie lag mir einfach weitaus mehr, so dass ich irgendwann auch eine Doktorarbeit in Philosophie schreiben wollte.
Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätere Berufsentscheidungen geholfen haben?
An der Uni Köln? Ich habe mich immer sehr von Prof. Dr. Düsing unterstützt gefühlt. Er hat sich immer viel Zeit für seine Studierenden genommen und viel Engagement gezeigt. Auch später noch, als ich an anderen Universitäten war. Und Prof. Dr. Opsomer - für den ich am Philosophischen Seminar auch gearbeitet habe - hat mir viel Vertrauen entgegengebracht. Das, obwohl er mich zuvor gar nicht so gut kannte, da er neu nach Köln gekommen war. Das hat mich damals sehr bestärkt und beeindruckt.
Was würden Sie heute als Studentin anders machen?
Es gibt eine Sache, die, glaube ich, viele sagen: Auch mal eine Vorlesung aus einem Fach besuchen, das man gar nicht studiert. Irgendwie hatte ich mit meinen drei Fächern immer genug zu tun. Außerdem würde ich mehr nach kleineren Stipendien für Forschungsaufenthalte oder Projekte schauen. Ich habe nur ein Erasmus-Semester gemacht, aber da gibt es ja mittlerweile viel mehr Programme. Wenn ich auch noch sagen darf, was ich wieder so machen würde: Ich habe die Auffassung, dass man möglichst viele unbezahlte Praktika machen sollte, weitestgehend ignoriert. Ich habe ein Praktikum gemacht, in dem ich hauptsächlich gelernt habe, dass ich mich nicht ausbeuten lassen sollte.
Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude?
Die Schnittstelle zwischen Forschung und Öffentlichkeit. Ich habe schon während meines Studiums gerne die Philosophie aus der Uni herausgetragen und interessierten Menschen vermittelt. In einem tollen Kölner Verein, dem Club Dialektik e.V. Jetzt mache ich das Gleiche im Museum. Fachwissen einfach und verständlich machen, so dass es jede*r verstehen kann, macht mir sehr viel Spaß. Außerdem, dass ich mich in ganz neue Themen einarbeiten und immer Neues lernen kann.
Welche Aufgaben haben Sie dort?
Ich erstelle zusammen mit meinen Kolleg*innen die Konzepte für zwei neue Ausstellungen: „Die Natur der Naturwissenschaft“ und „Schifffahrt“: Dabei trifft man Entscheidungen, welche Themen in den Ausstellungen behandelt werden sollen, welche Objekte gezeigt werden, wie sie vermittelt werden usw. Es werden Hands-on-Exponate entwickelt, Medienstationen, Texte geschrieben und so weiter. Dazu gehört auch die wissenschaftliche Hintergrundrecherche, die Zusammenarbeit mit Werkstätten, Architekt*innen und Pädagog*innen und vieles mehr.
Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?
-
Vertraut auf Eure Stärken und lernt diese gut kennen. Nehmt Eure Fähigkeiten ernst, redet nichts klein. Guckt Euch ab, wie andere Menschen das machen.
-
Vertraut auf das, was Euch Spaß macht und interessiert. Wenn man liebt, was man tut, ist man gut darin und findet den eigenen Weg.
-
Es gibt da draußen wahnsinnig viele tolle, verrückte, spezielle Jobs. Hört und schaut Euch um, bildet Euch fort, schaut nach Stipendien und Programmen, geht ins Ausland und so weiter. Das muss auch gar nicht so planvoll und strukturiert passieren, Irrwege sind auch Wege.