Alumni-Karrierewege: Porträtreihe
Heike Baller
Fach: Germanistik, Mittlere und Neue Geschichte, Alte Geschichte | Heute: selbständige Seminaranbieterin & Rechercheurin
Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?
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Eine vielfältige Stadt – mit bezaubernd ländlichen Randgebieten
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Vielfalt auch in der Kultur – ich denke da an die unabhängige (Theater)Szene
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Ein bisschen selbstverliebt und selbstbesoffen …
Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?
Die ZVS hat mich nach Köln verteilt.
Ich wollte Germanistik studieren – eine relativ späte Entscheidung. Obwohl es in meinem Umfeld hieß: Klar, dass sie das macht, denn ich war als Leserin bekannt bis verschrien. Als eine der Ersten, die in meiner Familie studiert haben, musste ich erst mal lernen, was „Germanistik“ und „studieren“ überhaupt heißt.
Was sind Ihre Stärken als Geistes- und Kulturwissenschaftlerin?
Mein Durchhaltevermögen. Die Gewissheit, dass es Informationen zu meinem Thema gibt, dass sich damit schon jemand beschäftigt haben muss – im Grunde ein Vertrauen in die Wissenschaft als Quelle sich weiter entwickelnden Wissens.
Außerdem ist mir als Germanistin und Historikerin klar, dass es verschiedene Meinungen und Blickwinkel zu einem Thema gibt und auch geben muss. Das macht mich gegen monokausale Argumentationen misstrauisch.
Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?
Absolut nicht. Ich wollte erst Journalistin werden, habe dann in einer Bibliothek als Angestellte – ohne fachliche Ausbildung – gearbeitet. Der nächste Gedanke war, zu promovieren. Doch mein selbst gesetztes Limit – vor 30 – war nicht einzuhalten (wie auch …?). Ich habe versucht, einen Platz für ein Aufbaustudium als Bibliothekarin für den höheren Dienst zu bekommen; doch da war die Altersgrenze auch vorgegeben.
Man kann sagen: Ich habe mich aus einer Notsituation heraus selbständig gemacht.
Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätere Berufsentscheidungen geholfen haben?
Eine völlig „private“ Situation: Ich habe einer Freundin immer mal wieder mit Hinweisen geholfen, ihr Informationen zusammengesucht. Und festgestellt, dass mir das Freude bereitet.
Aus meiner Zeit in verschiedenen Bibliotheken – neben der Zeit nach dem Studium als Angestellte habe ich mehrere Jahre als Werkstudentin in einer Bibliothek gearbeitet, immer zwei Monate im Jahr – und aus meinen Erfahrungen in der Abschlussarbeit habe ich mir die Idee meines Berufs dann selbst erarbeitet, einen Plan gemacht, Förderung beantragt und bekommen und 1995 losgelegt.
Als ich das schon einige Jahre machte, rieten mir Kolleginnen in einem Netzwerk, mein Wissen doch weiterzugeben, Seminare und Workshops dazu anzubieten – ohne diesen Stups wäre ich wohl erst sehr viel später als 2013 darauf gekommen.
Was würden Sie heute als Studentin anders machen?
Mir mehr Hilfe holen, als zu versuchen, diese Welt, von der ich bei meinem Eintritt ja nichts wusste, allein zu erobern.
Die Studiengänge heute sind stärker strukturiert, es gibt durch Social Media mehr Vernetzungsmöglichkeiten – aber auch in den 80er Jahren hätte ich Möglichkeiten dazu gehabt und mir manches wohl leichter gemacht.
Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude?
Die Vielfalt.
Als Recherchedienstleisterin hatte und habe ich mit sehr unterschiedlichen Themen zu tun – viel Wirtschaft, aber auch Medizin, Technik und Kulturelles.
Als Seminaranbieterin habe ich mit unterschiedlichen Menschen zu tun – Studierenden, Lehrer*innen und Berufstätigen in unterschiedlichen Bereichen. Sie bringen alle ihre Erfahrungen mit in die Seminare – ich lerne da auch regelmäßig etwas.
Welche Aufgaben haben Sie dort?
Als Solo-Selbständige muss ich alles machen:
- Die Recherchen für meine Kund*innen
- Die Konzeption unterschiedlicher Seminarformate und ihrer Inhalte
- Buchführung
- Akquise
- Regelmäßige Weiterbildung
Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?
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Studieren Sie das, was Sie interessiert und das gründlich. Wenn es möglich ist, nutzen Sie auch Seitenwege, um Ihre Neugier zu bestimmten Aspekten zu befriedigen (Ich weiß, dass das nicht immer möglich ist …).
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Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten – andere Studierende, Ihre Dozent*innen, die Menschen in den Bibliotheken.
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Ein Studium muss nicht geradewegs in einem vorgegebenen Beruf führen – ein Studium hilft Ihnen, Fähigkeiten zu üben und auszubauen, die Ihnen in vielen Bereichen nützlich sind. Halten Sie das im Hinterkopf, wenn es gerade mal hakt.