Alumni-Karrierewege: Porträtreihe
Manon Diederich
Fächer: Geographie, Sozial- und Kulturanthropologie und Afrikanistik (Magister Artium) | Heute: Co-Geschäftsführerin von subVision und Freie Dozentin mit Schwerpunkt auf Intersektionalität und transkulturelle Kompetenz
Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?
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„laute“ Offenheit: Ich habe vor einigen Wochen mit einem Freund gesprochen, der von Köln nach Leipzig gezogen ist und meinte, dass ihn die manchmal etwas zur Schau getragene, „laute“ Offenheit in Köln - in Form von „Kein Veedel für Rassismus-Fahnen“ beispielsweise - immer ein bisschen gestört hat. Seitdem er jedoch in Leipzig lebt, wo es im Gegensatz dazu sehr still ist, weiß er diese „laute“ Offenheit viel mehr zu schätzen. Ich empfinde es sehr ähnlich: Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen in dieser Stadt eine gewisse politische Haltung vereint, wodurch ich mich sehr wohl fühle.
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Diversität: Die Bevölkerung Kölns ist in vielerlei Hinsicht sehr divers, was ich als sehr angenehm empfinde. Diese Diversität trägt auch stark zur Offenheit der Stadt bei.
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Gemeinschaft: Ich habe über die Jahre so viele Freundschaften in Köln knüpfen können und habe das Gefühl, dass man hier schnell mit Menschen ins Gespräch kommt, sodass die Stadt für mich ein Synonym für Gemeinschaft ist.
Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?
Ich bin damals aus persönlichen Gründen nach Köln gezogen und fand es toll, dass man im Magisterstudium drei Fächer miteinander kombinieren konnte. Meine Fächer der Geographie, Sozial- und Kulturanthropologie und Afrikanistik haben sich sehr gut ergänzt, und ich fand es spannend die jeweiligen Perspektiven und Erkenntnisse aufeinander zu beziehen.
Was sind Ihre Stärken als Geistes- und Kulturwissenschaftlerin?
Als Geistes- und Kulturwissenschaftlerin lernt man Gesellschaft kritisch zu hinterfragen und Dinge nicht einfach als gegeben hinzunehmen, sondern sie in historische und politische Zusammenhänge zu setzen. Das finde ich vor allem in den jetzigen Zeiten ungemein wichtig: Zu verstehen, warum sich Phänomene ereignen, wie man sie analysieren kann, um dann – im Folgeschritt – auch aktive Veränderung herbeizuführen.
Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?
Ich hatte tatsächlich keine konkrete Vorstellung davon, wie sich mein Berufsweg gestalten wird. Ich hatte immer sehr viele Interessen und bin diesen, ohne bewusste Strategie oder Planung, gefolgt. Das hat mir sehr vielfältige berufliche Einblicke und Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen ermöglicht, was ich als einen enormen Reichtum empfinde und was meine jetzige Tätigkeit als politische Bildnerin stark beeinflusst.
Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätere Berufsentscheidungen geholfen haben?
Es gab viele Menschen, die mich inspiriert haben, angefangen bei Professorinnen, deren Unterricht ich unglaublich fordernd und bereichernd empfand, bis hin zu anderen Wissenschaftler*innen und Personen, die ich während meiner Forschung in Guangzhou und Dakar treffen konnte. Vor allem die Erfahrungen im Rahmen meiner Forschung haben mir in sehr vielen Hinsichten die Augen für gesellschaftliche Realitäten geöffnet und mich stark politisiert. Ich habe gelernt meine eigene Positionierung und vor allem auch Privilegierung zu hinterfragen und mein Handeln entsprechend auszurichten, was auch die Voraussetzung für meine jetzige Arbeit darstellt.
Was würden Sie als Studentin anders machen?
Ich glaube, ich würde meine Prioritäten heute anders setzen und gewissen Kursen und Inhalten weniger Aufmerksamkeit und Energie schenken, dafür anderen – die ich gesellschaftlich als viel relevanter erachte – umso mehr. Außerdem würde ich mich mehr engagieren und gemeinschaftlich einbringen.
Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude?
Die Tätigkeit als politische Bildnerin im Bereich transkulturelle Kompetenz und Antidiskriminierung ist unglaublich bereichernd, weil ich die Möglichkeit habe mit Menschen unterschiedlichster Professionen, sozialer und ethnischer Hintergründe, sowie unterschiedlichen Alters zu interagieren. Wenn ich Workshops oder Fortbildungen gebe und spüre, dass sich gerade ein Raum öffnet, in dem wirklicher Austausch stattfindet, in dem die Menschen den Mut haben ihre Fragen zu stellen und über ihre Unsicherheiten zu sprechen, dann berührt mich das jedes Mal und gibt mir Hoffnung. Ich habe dann das Gefühl den politischen Entwicklungen nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern aktiv und gemeinschaftlich etwas dagegen tun zu können.
Welche Aufgaben haben Sie in Ihrem aktuellen Job?
Gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin Sonja Esters leite ich unser Bildungsunternehmen subVision. Dort sind wir gemeinsam für alles zuständig, was in solch einem Unternehmen ansteht: Das geht von Netzwerken, Kund*innenakquise und -kontakt, über inhaltliche Aufgaben, wie der Konzeption und Durchführung von Workshopformaten und Beratungen für Institutionen, bis hin zu den weniger spannenden Aufgaben, wie die ganzen Finanz- und Bürokratieangelegenheiten.
Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?
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Ich würde Studierenden raten, so viel mitzunehmen, wie sie können, neugierig zu sein und in die unterschiedlichsten Fächer und Bereiche reinzuschauen, um möglichst viele Perspektiven kennen zu lernen.
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Daran anknüpfend, der Tipp sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen: Die Studienzeit sollte eine Zeit des Entdeckens und sich Entfaltens, jenseits von normierten Erwartungen wie Credit Points und Regelstudienzeit sein.
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Als letzten Tipp würde ich mitgeben, dass sich das genaue Lesen von Artikeln und Texten lohnt: Die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Texten ist ein Handwerk, welches die kognitiven Fähigkeiten und vor allem den kritischen Geist schult; etwas, was in Schnelllebigkeit der heutigen Medienlandschaft häufig verloren geht und zur Gefahr für die Demokratie werden kann.