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Alumni-Karrierewege: Porträtreihe

Vera Nolte

Fächer: Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte (Magister Artium) | Heute: Leiterin des Bereichs „Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation“ an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln & „feste freie“ redaktionelle Mitarbeiterin hauptsächlich beim Kinderprogramm des WDR / freie Autorin (TV, Web & Print)

Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Köln ein?

  • Heimat <3

  • Ein warmherziges Lebensgefühl. Jeder lässt jeden wohlwollend sein, wie er ist. (Im Gegensatz zu: Jedem ist egal, wie der andere ist. Ein kleiner, aber feiner Unterschied ;-)) Man kann es eigentlich auch Toleranz nennen, aber eben mit der kölschen Herzenswärme dabei.

  • Lebendigkeit. Egal ob Jung oder Alt, Reich oder Arm, alle Gruppen sind da und finden gleichberechtigt nebeneinander ihren Raum und ihre Stimme in der Öffentlichkeit – oder ein Plätzchen auf dem Grüngürtel.

Warum haben Sie an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln studiert?

Mir war schon während der Schulzeit klar, was mich inhaltlich interessiert. Das waren die Fächer Deutsch und Englisch. Die Kunst und Kunstgeschichte war etwas, das in meiner Familie immer präsent war. Mit dem dritten Fach war ich aber nicht festgelegt und hatte mir auch andere Optionen angesehen. Da ich vor allem Interesse am Berufsfeld Journalismus hatte, bekam ich bei einer Veranstaltung für Abiturienten den Rat: „Studieren Sie, was Ihnen Freude bereitet und das am besten in einer Medienstadt.“ Da war für mich alles klar. Ich wollte sowieso gerne nach Köln, weil das für mich die nächste große Stadt war, und bin mit meinen Interessen so an die Philosophischen Fakultät gekommen.

Was sind Ihre Stärken als Geistes- und Kulturwissenschaftlerin?

Geistige Flexibilität und die Möglichkeit, sich Themen von verschiedenen inhaltlichen Seiten zu nähern. Aufgeschlossenheit Neuem gegenüber. Texte und Themen schnell und pointiert erfassen und wiedergeben. Das Wissen darum, dass die Dinge immer mehr als eine Sichtweise haben. All das hat mir im beruflichen Umfeld immer weitergeholfen.

Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?

Nein. Für mich war der Ausblick auf die Zeit nach dem Studium lange diffus und konturlos. Mein Berufsweg ist gereift, hat Impulse von innen und außen aufgenommen. Ich kannte zunächst nur die Arbeit für die Lokalredaktion der Zeitung meiner Heimatstadt Stolberg. Dann habe ich einen Studentenjob beim WDR-Fernsehen gemacht. Dass ich gerne im Medienbereich Fuß fassen wollte, war schon das Ziel. Gleichzeitig wuchs durch mein Studium an der PhilFak meine Liebe zur Wissenschaft, vor allem zur Geisteswissenschaft. Während meines Studiums – im Jahr 1997 – wurde der Kinderkanal von ARD und ZDF gegründet. Das erschien mit damals wie ein Wink des Schicksals, weil mich das sofort ansprach. Es war ein Prozess von „irgendwas mit Medien“ hin zu „Wissens- und Wissenschaftsvermittlung für Kinder und junge Menschen“. In diesen Bereich habe ich mich auch noch während meiner ersten Berufsjahre hineingefunden. Nach 20 Jahren Arbeit für verschiedene öffentlich-rechtliche Kinderfernsehformate habe ich mich entschieden, meinem Berufsweg noch mal einen Dreh zu geben. Die Leitung der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der PhilFak passt für mich hervorragend in meine Grundidee an einer Stelle wirksam zu sein, an der Wissenschaft auf eine (hauptsächlich) junge Zielgruppe trifft. Ein Kerngedanke für mein berufliches Engagement war also immer da. Wie ich das ausfüllen durfte und darf, war und ist aber immer (wieder) offen. Dieses ständige „Werden“ sehe ich als Glücksfall an.

Gab es Situationen oder bestimmte Personen, die Sie inspiriert und Ihnen im Hinblick auf spätere Berufsentscheidungen geholfen haben?

Ich habe im Laufe meines Lebens viele großartige Menschen getroffen, die mich in dem, was ich kann und möchte, unterstützt und mir geholfen haben, das zu entfalten. Mein Klassenlehrer in der 8. Klasse zum Beispiel (übrigens mein Deutschlehrer) hat mal seine Freizeit geopfert, um mit mir ein Videoreferat zum Thema Beatles zu drehen. Anschließend hat er das mit Ausschnitten aus Beatles-Filmen und Musikvideos unterfüttert. Ich weiß, dass er dieses Video (das über die Länge einer Doppelstunde ging) auch noch in späteren Klassen gezeigt hat. Ich war mit 12/13 Jahren ein riesiger Beatles-Fan und fand und finde es rückblickend großartig, mit welcher Ernsthaftigkeit und mit welchem Engagement Herr Griemens mich bei meiner Leidenschaft unterstützt hat. Auch bei der Lokalzeitung, für die ich im Alter von 19, 20 Jahren schrieb, gab es sehr gute und konstruktive Rückmeldungen und Kritik, die mir meine Fähigkeiten realistisch spiegelten. Ich glaube, ich trug die Idee einer beruflichen Richtung schon immer in mir. Ich habe viele Gelegenheiten bekommen – sei es durch die Unterstützung meiner eigenen Begeisterung, sei es durch konkrete Tipps und Tricks - , diese Idee zur Entfaltung zu bringen.

Was würden Sie als Studentin anders machen?

Nicht viel. Ich würde jederzeit wieder die gleichen wunderbaren Fächer an der Uni Köln studieren. Ich würde wieder versuchen über Praktika und Studentenjobs gleichzeitig Berufserfahrung zu sammeln. Vielleicht würde ich versuchen, noch mehr Vorlesungen zu besuchen und so noch mehr inhaltliches Wissen mitzunehmen. Ich bin aber nicht sicher, ob meine Studienerfahrung und wie ich den Weg gegangen bin, heute noch funktionieren würde. Auch, dass sich mir vieles in Bezug auf mein Studium nicht sofort erschlossen hat, fand ich damals und finde ich auch heute im Nachhinein nicht tragisch. Es war eine Lernerfahrung, ein Weg. Ich glaube, die jungen Menschen heute sind viel klarer und zielgerichteter (und müssen das vielleicht auch sein).

Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude? 

Ich liebe es, mit meinem Team zu arbeiten, Vorschläge zusammenzubringen und das Gesamtergebnis später als Post oder Plakat wiederzufinden. Wenn das dann auch noch gut angenommen wird, freut mich das sehr. Für mich ist es wichtig, für eine „große, gute, idealistische“ Idee zu arbeiten. Ich finde, die Arbeit für die Philosophische Fakultät, die Uni im Allgemeinen, ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, ebenso die Arbeit für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (und hier insbesondere für die Zielgruppe der Kinder). An beiden Stellen werden junge Menschen gebildet, die die Zukunft unserer Gesellschaft sind. Grade den Geisteswissenschaften kommt dabei eine essenzielle Aufgabe zu: Kommunikation, Vermittlung von Wissen über Geschichte, Kulturen und Sprachen, zielgruppenspezifische Aufarbeitung und Vermittlung von Inhalten, der kultursensible, philosophische Blick und die Einordnung von Geschehnissen auf der Welt in die Geistesgeschichte.

Welche Aufgaben haben Sie in Ihrem aktuellen Job?

Meine freiberufliche Arbeit für das Kinderprogramm des WDR – hauptsächlich für das Format „Wissen macht Ah!“ ist vielfältig. Ich habe lange die Website der Sendung betreut (von der Konzeption über die Entwicklung von Spielen bis hin zur Textarbeit), ich schreibe Drehbücher für Studiomoderationen, ich bin Autorin für Wissens-Beiträge, ich schreibe Pressetexte und kümmere mich um weitere redaktionelle Aufgaben wie die Sendeplanung oder die Verbreitung und den Ankauf von Pressefotos. Ich habe auch die Entstehung einer Spiele-App für die Sendung redaktionell begleitet und lange Zeit Foto- und Videorecherche für die Studioproduktion gemacht sowie das Script während der Aufzeichnung. Ich arbeite aber auch für das Format „Die Sendung mit dem Elefanten“, hier insbesondere in Zusammenarbeit mit der Musikvermittlung vom WDR-Funkhausorchester, die jedes Jahr ein „Konzert mit dem Elefanten“ auf die Bühne bringt und kümmere mich da hauptsächlich um die inhaltliche Vor- und Nachbearbeitug des Live-Streams.

An der Philosophischen Fakultät leite ich den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation. Hier besteht meine Aufgabe darin, die Anfragen, die uns als Öffentlichkeitsarbeit erreichen, zu koordinieren und für unterschiedliche Formate umzusetzen, wie z.B. für Social Media, Plakatkampagnen oder fürs Web. Ich koordiniere auch die Teilnahme von Mitgliedern der Fakultät an Großveranstaltungen wie dem Open Campus und bin in viele Prozesse in der Uni eingebunden, die den Bereich Öffentlichkeitsarbeit berühren (z.B. den Web-Relaunch, die Bewerbung von Studiengängen, etc.)

Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden der Phil im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?

  • Mein erster Tipp hat etwas mit der Haltung zu tun, mit der man durchs Studium gehen sollte: Ihr Studium ist relevant. Ihre Möglichkeiten sind vielfältig. Nicht nur lernen Sie wissenschaftliche Inhalte Ihres Faches kennen, sondern Sie lernen den kritischen Blick, die Fähigkeit des Einordnens. Das finde ich vor allem heutzutage unverzichtbar, und nirgendwo lernt man das so en passant wie an der Philosophischen Fakultät. Auch wenn der spätere Beruf vielleicht nicht so klar vorgegeben ist wie bei Lehrer*innen oder Mediziner*innen, es gibt viele Bereiche, in denen Menschen mit Ihren Fähigkeiten gesucht werden.

  • Tipp zwei: Versuchen Sie frühzeitig durch Praktika und Hospitanzen verschiedene berufliche Bereiche kennenzulernen. Das hilft vor allem auch Ihnen, sich zu entscheiden, was SIE eigentlich wollen (und gut können). Bleiben Sie neugierig und aufgeschlossen!

  • Tipp drei: Nur Mut! Manchmal dauert es eine Weile, bis man auf der richtigen beruflichen Spur ist. Aber auch Durststrecken zahlen sich aus, wenn sie dazu führen, dass man am Ende seinen richtigen Platz gefunden hat.